Refugio weiht neue Räume ein

Ein sicherer Ort für Flüchtlinge und Folteropfer

Die Menschen, die Refugio Bremen seit fast 30 Jahren berät und behandelt, haben Schlimmes erlebt. Sie sind vor Krieg oder Bürgerkrieg geflohen, sie sind Opfer oder Zeugen von Mord, Folter und Gewalt geworden. Diese Erlebnisse begleiten sie ständig und führen oft zu schweren seelischen oder psychosomatischen Erkrankungen. Ca. 450 Menschen wurden 2017 behandelt. Bislang fehlte es nicht nur an Geld, sondern auch am Platz, um mehr zu tun. Dies kann nun anders werden. Im Juni 2017 zog Refugio um von der Parkstraße in ein Haus Außer der Schleifmühle, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Paritätischen Bremen. Im Dezember 2017 wurde die Eröffnung gefeiert.

Auf 300 Quadratmetern und drei Etagen gibt es jetzt Räume für Beratung und Kunst-, Spiel- und Bewegungstherapie. Auch für die Verwaltung und Fortbildung stehen Räume zur Verfügung. In den neuen Räumen lassen sich die Angebot und Projekte besser verwirklichen.

So wird es ab 1. Februar ein neues von der Aktion Mensch finanziertes Projekt geben, das die Therapieangebote mit sozialarbeiterischer Nachsorge verknüpft und über Netzwerkarbeit den geflüchteten Menschen einen besseren Zugang zu bestehenden gesundheitsfördernden und psychosozialen Angeboten schafft. 

Die meisten Patienten kommen aus Ländern, in denen Krieg, Gewalt oder Unterdrückung bestimmter Bevölkerungsgruppen grausamer Alltag ist: Menschen aus Syrien oder aus weiteren Ländern des Nahen Ostens aus Afghanistan und aus vielen Ländern Afrikas. Sie hoffen, in Deutschland Sicherheit und Schutz zu finden. Bomben oder direkter körperlicher Gewalt entronnen, kommen sie hier ebenfalls in unsichere Lebensverhältnisse. Die meisten haben einen ungesicherten Aufenthaltsstatus. Das beeinträchtigt natürlich zusätzlich ihre seelische Gesundheit. 

Behandlungsangebote sind psychotherapeutische Einzelgespräche, Körper- oder Kunsttherapie. Fast immer müssen die Gespräche gedolmetscht werden. Die Dolmetscher fungieren zugleich auch als Kulturvermittler. Ihre Anwesenheit macht es den Patienten oft leichter, ihre Erlebnisse zu verarbeiten und deshalb ist ihre Arbeit so wichtig. Angeboten werden aber auch sprachhomogene Gruppen, die zwar angeleitet aber auch Selbsthilfecharakter haben, so zum Beispiel für arabischsprachige oder auch türkischsprachige Frauen oder für junge Männer aus Somalia oder Eritrea. 

Etwa ein Drittel der Patienten sind Kinder aus Flüchtlingsfamilien. Sie sind selbst Gewaltopfer oder sie leiden, weil ihre Eltern leiden. Für sie gibt es neben der Einzeltherapie niedrigschwellige Bewegungs- oder Kunstangebote. 

Refugio gehört zu den ältesten Zentren in Deutschland und verfügt mittlerweile über viel know-how in der Behandlung von traumatisierten Flüchtlingen. In ganz Norddeutschland gibt es kein weiteres vergleichbares Zentrum. Deshalb kommen geflüchtete Menschen aus ganz Norddeutschland in das Zentrum. Entlastung hat eine Zweigstelle von Refugio in Bremerhaven gebracht, die vor rund 18 Monaten ihre Arbeit aufgenommen hat. 

Finanziert wurde das neue Haus von der Refugio-Stiftung mit Hilfe von Eigenkapital, einem Bankkredit sowie privaten Spenden und Darlehen. Die laufende Arbeit wird neben Projekt- und Stiftungsgeldern aus Bundes- und aus Landesmitteln finanziert. Das Bremer Sozialressort wird Refugio im 2018 mit 168 000 Euro unterstützen.

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