Mehr als jeder fünfte Einwohner in Bremen lebt in Armut

Der PARITÄTISCHE informiert über regionale Armutsentwicklung im bundesweiten Armutsbericht 

Das Bundesland Bremen ist weiterhin negativer Spitzenreiter in der bundesweiten Armutsentwicklung. Die Bremer Quote liegt mit 22,7% (2018) sehr deutlich über der gesamtdeutschen Armutsgefährdungsquote von 15,5% (2018). „Wir können zwar im Vergleich zu 2015 einen Rückgang von 24,8% auf jetzt 22,7% verzeichnen. Trotz vieler Anstrengungen zeigt sich aber, dass in Bremen mehr als jeder fünfte Einwohner unterhalb der Armutsschwelle lebt“, sagt Wolfgang Luz, Vorstand des Paritätischen Bremen. 

Die Statistiken des Paritätischen Gesamtverbandes - basierend auf Zahlen des Mikrozensus - geben einen Überblick, in welchen Bundesländern und Regionen besonders viele sozial Benachteiligte leben. Als arm gilt, wer weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens (Median) erreicht. Dazu zählen Menschen, die von Arbeitslosengeld II leben oder auch ein geringes Einkommen haben. 2018 lag diese Schwelle für einen Einpersonen-Haushalt bei 1.035. Euro, bei einer Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2.174 Euro.

Verglichen mit dem Bundesland Bayern (11,7%) ist die Armutsquote in Bremen fast doppelt so hoch. Die Kluft zwischen armen und reichen Regionen steigt weiterhin. Zum Beispiel hat auf der einen Seite München eine Armutsgefährdungsquote von 8,5%. Auf der anderen Seite liegt Bremerhaven mit 27,9%. Das sind 19,4 Prozentpunkte Differenz.

Der Paritätische beleuchtet in seinem Zahlenwerk auch besondere Risikogruppen. Das höchste Armutsrisiko von allen Haushalten zeigten danach mit 41,5 Prozent Haushalte von Alleinerziehenden (in Bremen 46,0%). Besondere Aufmerksamkeit sollte zudem nach Ansicht des Verbandes den Rentnerinnen und Rentnern gewidmet werden. Deren Armutsquote liegt bundesweit bei 16,1% und ist seit 2008 überproportional gewachsen (in Bremen 16,6%). Auch Kinder leiden sehr häufig unter Armut (2018 20,1%). In Bremen ist mehr als jedes dritte Kind arm (2018 35,8%). Das Ganze in einem Bundesland, das immerhin das zweithöchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Deutschland erwirtschaftet.

Der Paritätische fordert einen Masterplan zur Armutsbekämpfung und benennt die Politikfelder Arbeit, Wohnen, Alterssicherung, Pflege; Gesundheit, Familie, Bildung und Teilhabe. „Für Bremen bedeutet das: Anstrengungen zur Verbesserung der Jugendhilfe, zum Ausbau der Kindertagesbetreuung und von Ganztagsschulen, der sprachlichen Bildung und der Arbeitsmarktpolitik, der Wohnungsbaupolitik und der sozialen Stadtteilentwicklung“, sagt Wolfgang Luz. Bundespolitisch sind eine deutliche Erhöhung der SGB II-Regelsätze, der Einstieg in die Kindergrundsicherung und in die Altersgrundsicherung erforderlich, um Armut wirksam vorzubeugen. Voraussetzung dazu sei ein rigoroser steuerpolitischer Kurswechsel, der große Vermögen und Einkommen stärker als bisher zur Finanzierung des Sozialstaats heranzieht. 

Der PARITÄTISCHE hat bereits 1989, 1994 und im Jahr 2000 Armutsberichte vorgelegt. Der Armutsatlas wird nach 2007, 2011, 2012, 2013, 2015, 2016, 2017 und 2018 nun zum neunten Mal vorgelegt. Er basiert auf Daten der Statistischen Landesämter http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de/A1armutsgefaehrdungsquoten.html.

Den Bericht, weitere Infos und eine detaillierte Suchfunktion nach Postleitzahlen finden Sie am 12.12.2019 im Internet unter: www.der-paritaetische.de/schwerpunkte/armutsbericht

Zurück