Aktionswoche Schuldnerberatung 2021

Die Schuldnerberatung muss bedarfsgerecht ausgebaut werden, um der seit Beginn der Corona-Pandemie zunehmenden Anzahl verschuldeter Menschen besser helfen zu können.

Das fordern die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV), anlässlich der Aktionswoche Schuldnerberatung 2021.  In allen sozialen Schichten nehme die Überschuldung zu.

In Bremen wurden bereits die Mittel für die präventive Schuldnerberatung aufgestockt. Dieses Angebot konnten bisher Arbeitnehmer/innen und ALG I- Empfänger/innen nutzen, die ein bestimmtes Einkommen nicht überschritten. Jetzt können auch Studierende, Soloselbstständige und Künstler/innen die kommunal finanzierte Schuldnerberatung nutzen. Das bisherige Jahresbudget wurde erhöht.

Beratungen über die präventive Schuldnerberatung bieten die Schuldnerberatungsstellen der Caritas, die dem Paritätischen Wohlfahrtsverbandes angeschlossenen Beratungsstellen und der AWO an.

„Soziale Schuldnerberatung, die unsere Beratungsstelle anbietet, hat den gesamten Menschen in seinem sozialen Umfeld im Blick. Das macht auch den Erfolg dieses Ansatzes aus, den zahlreiche Studien belegen“, sagt Christine Elias von der Caritas. Verschuldung schränke die Lebensgrundlage vieler Menschen ein. Das sei nicht nur ein finanzielles Problem. „Uns geht es um die Menschen hinter den Schulden, so wie es auch das Motto der Aktionswoche Schuldnerberatung ‚Der Mensch hinter den Schulden ́ der Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatung der Verbände ausdrückt. Verschuldung ist immer auch eine menschliche Katastrophe“, so Torsten Gottwald von der Hanseatischen Schuldnerberatung e.V.

Nach Schätzungen sind – auch in Folge der Corona-Pandemie – zwei Millionen Soloselbstständige und Freiberufler von Überschuldung bedroht. „Viele Existenzen sind finanziell prekär aufgestellt. Wir sprechen da mittlerweile nicht mehr nur über Empfänger und Empfängerinnen von Grundsicherung und im Niedriglohnsektor Beschäftigte. Jetzt drohen auch Menschen in Überschuldung zu geraten, die es vorher niemals für möglich gehalten hätten“, sagt Anja Stache vom Verein Bremische Straffälligenbetreuung (VBS). „Die Kommunen kommen nicht umhin, eine angemessene personelle und materielle Ausstattung der Schuldnerberatungsstellen zu finanzieren. Dazu gehört auch die Berücksichtigung von tariflichen Löhnen und von Verwaltungs- und Sachkosten. Ein nicht ausreichendes Netz von Schuldnerberatungsstellen, das nicht auskömmlich finanziert ist, kommt den Stadtstaaten und Kommunen am Ende teurer zu stehen. Jedem Überschuldeten, dem nicht gut geholfen werden kann, droht eine zusätzliche Belastung für die Kommunen und den Stadtstaaten bei der Sozialhilfe zu werden“, sagen die Schuldnerberater/innen.

Menschen, die in finanzielle Not geraten seien, benötigen – unabhängig von ihrer Einkommenssituation – kompetente Unterstützung. Daher müsse endlich ein Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung für alle ins Gesetz geschrieben werden. Die Schuldnerberater/innen begrüßen ausdrücklich die jüngste Reform des Insolvenzrechtes, nach der es möglich ist, nach drei Jahren eine Schuldenbefreiung zu erhalten. Doch nun seien weitere Reformen notwendig: „Die Speicherfristen von Schuldendaten bei Auskunfteien müssen deutlich kürzer werden. Dass bei der Schufa Schuldendaten weitere drei Jahre nach Ende des dreijährigen Insolvenzverfahrens gespeichert bleiben, erschwert ehemals Überschuldeten den Neustart. Für sie ist es zum Beispiel schwer bis unmöglich, unter diesen Bedingungen eine neue Wohnung zu finden. Wohnen aber ist ein Menschenrecht, das Überschuldeten oder von Armut Bedrohten nicht vorenthalten werden darf.

Daher fordern wir eine Speicherfrist bei der Schufa von höchstens einem, besser einem halben Jahr“, sagt Sandra Gillert vom Fachzentrum Schuldnerberatung e.V.

Die Aktionswoche Schuldnerberatung wird veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV). In ihr haben sich Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege auf Bundesebene, der Verbraucherzentrale Bundesverband und die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung zusammengeschlossen.

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